Sonja Feldmeier
«Lost Call»

1. April bis 6. Mai 2007

kuratiert von Pierre-André Lienhard

Vernissage: Samstag, 31. März 2007, 18 Uhr
Werkgespräch: Sonntag, 29. April, 16 Uhr

In der ersten grösseren Ausstellung 2007 präsentiert der Ausstellungsraum Klingental Sonja Feldmeier (*1965). Territoriale Fragen beschäftigen Sonja Feldmeier seit langem. In den letzten Jahren entwickeln sie sich zu einem vielschichtigen Leitmotiv, ob die Künstlerin sich nun mit dem erlebbaren Stadtraum, mit Identifikationsmustern aus Esskultur und Kleidung oder mit Wahrnehmungsverschiebungen zwischen dem realen und dem medialen Raum auseinandersetzt.

Die Einzelausstellung verdeutlicht diese Fokussierung auf sozusagen musterhafte Weise. Den Schwerpunkt bildet nämlich eine Werkgruppe von zehn grossformatigen Malereien, die sich des Motivs der Tarnungsmuster aus dem Militär bedienen. Die Künstlerin bearbeitet die Camouflage-Muster einzelner Länder zu fiktiven Landkarten. In einem mehrstufigen Prozess erhalten die reduzierten Merkmale nachgeahmter Flora und Geologie die Eigenschaften einer kartografischen Darstellung mit Höhenlinien und Schattierungen. Aus der zweidimensionalen Mikroperspektive wird eine dreidimensionale Topografie in Vogelperspektive. Auf diese Weise porträtiert die entstandene Werkgruppe „Meter hinter dem Meeresspiegel“ unter anderem China, Kongo, Israel, Palästina, die Türkei und die Schweiz.


Camouflage-Muster erscheinen auch in einer neuen Videoinstallation wieder: Aufnahmen aus dem Stadtleben dokumentieren die in Kriegszeiten aufblühende Kleidermode der mit Tarnungsmotiven bedruckten Stoffe. Die Künstlerin isoliert die getarnten Passanten aus ihrem alltäglichen Kontext, reiht sie aneinander und lässt sie zu ihrer «Personal Army» (2007, Bild) aufmarschieren. Die Künstlerin setzt die Videoaufnahme mit einem Rekrutierungsakt gleich.

Entscheidend für die Vorgehensweise von Sonja Feldmeier ist die Verfremdung eines eigentlich selbstverständlichen Bildinhaltes. Sie klammert das Dargestellte aus dem üblichen medialen Kontext aus und versetzt es in ein anderes Bildsystem. Die transformierten Bilder selbst werden zu modellhaft abgetrennten Territorien. Sie sind nicht Träger eines eventuell eingelösten Darstellungsanspruchs, sondern Orte einer Betrachtung, d.h. einer unaufhörlichen Auslösung neuer Bilder.