Kleinbasler Kunstpreis 2002

 

 

Den Kleinbasler Kunstpreis 2002 erhielt der Maler und Fotografen Reinhard Kühl

 

Preisträger ist der 1967 in Lörrach geborene Reinhard Kühl mit seiner Foto-Serie aus dem Leben von "Onkel Karl". Mit dem Kleinbasler Kunstpreis würdigt der Verein Ausstellungsraum Klingental das Schaffen eines jungen Künstlers, der in einem Foto-Zyklus mit den Erwartungen, Sehgewohnheiten und Erinnerungsbildern des Betrachters spielt.


Reinhard Kühl: Hochzeit mit Eva vor der Schlosskirche 1939; 2001; Schwarzweiss-Fotografie, beschriftete Passpartout; Unikat; 20 x 30 cm



Kühl hinterfrägt den Realitätsgehalt von Fotografien und lokalisiert eine fiktive, individuelle Lebensgeschichte in der Weltgeschichte. Er befrägt in durchaus realistischer Weise deutsche Erinnerung. Der 2. Weltkrieg ist darin Episode. Und er verbindet in kongenialer Weise Malerei und Fotografie.

Die Fotos wirken wie Schnappschüsse aus einem Fotoalbum: Ein Paar steht mit einem Säugling vor einem Fachwerkhaus. Daneben ein Foto eines Velofahrers am Ufer eines Sees, hinter ihm ein riesiger Zeppelin am Himmel starren. Ein Mann steht mit der Wehrmachtsuniform Notre-Dame. Zunächst sind die Fotos schwarzweiss, dann tauchen erste Farbfotografien auf. Ein junges Paar mit einem Motorroller, daneben eine Familie auf dem Weg ins Strandbad. Einige der Fotos sind blass, als sei die Farbe im Laufe der Zeit verblichen. Andere, intensiver in der Farbigkeit, scheinen die gleiche Familie zu zeigen - Jahre später: Eltern und Kinder vor einem Einfamilienhaus neben einem Mercedes.

Reinhard Kühl: vor dem neuen Haus 1967; 2001; Farb-Fotografie, beschriftete Passpartout; Unikat; 20 x 30 cm

Onkel Karl existiert nicht. Er ist eine fiktive Person. Beim genaueren Hinsehen entpuppen sich Onkel Karl und seine Familie als Spielzeugfiguren, wie sie für Modelleisenbahnen verwendet werden. Reinhard Kühl hat diese Figuren auf einer Malpalette in Szene gesetzt und vor einem realen Hintergrund der Stadtlandschaft von Friedrichshafen mit einer Loch-Kamera fotografiert. Bildausschnitt und Perspektive sind so gewählt, dass die realen Grössenverhältnisse verschwimmen. Die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit löst sich auf, Spielzeugwelt und gebaute Realität gehen eine Symbiose ein.

Entstanden ist der Foto-Zyklus 2001, als Reinhard Kühl als Stipendiat der "Kulturstiftung der ZF Friedrichshafen AG" in Friedrichshafen am Bodensee weilte.

Reinhard Kühl studierte Malerei und Fotografie an der Hochschule der Künste in Berlin, belegte Kurs in Moskau, Vilnius, London, Chicago und Budapest. Er erhielt verschiedene Preise. Mit den iaab weilte er 2001 in Edinburgh. Sein Werk war in Einzel- und Gruppenausstellung seit 1996 in Deutschland, Russland, Irland, Albanien, Ungarn und der Schweiz zu sehen.


30.11.2002 Robert Schiess


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